„Die Kunst des Zuspät-Kommens – Ein Bürodrama in drei Akten“

Das Zuspätkommen ins Büro – ein ewiger Klassiker, irgendwo zwischen belustigender Clownsshow und persönlicher Schande. Dabei gibt es zwei Sorten Menschen: die notorischen Frühkommer, die spätestens um 8:01 Uhr schon die erste E-Mail verschickt haben, und die chronischen Zuspätkommer, die diese E-Mail mit noch halb geschlossenen Augen um 9:17 Uhr lesen.

Für letztere ist der Morgen ein Hindernisparcours. Es beginnt mit dem Wecker. Dieses unbarmherzige Ding, das man abends auf 6:30 Uhr stellt, nur um es morgens im Halbschlaf auf „Noch 5 Minuten“ zu snoozen – mindestens dreimal. Irgendwann springt man dann doch panisch aus dem Bett, wie ein gehetztes Reh, das den Bus noch erwischen muss.

Der Weg ins Büro ist ein eigenes Kapitel: Der Bus fährt einem natürlich vor der Nase weg, der Radfahrer vor einem fährt in Zeitlupe, und der Stau scheint nur dann zu existieren, wenn man es eilig hat. Man könnte meinen, die gesamte Infrastruktur einer Stadt sei einzig dafür gemacht, den Zuspätkommenden das Leben noch ein bisschen schwerer zu machen.

Und dann – endlich angekommen – beginnt der wahre Balanceakt: der Eintritt ins Büro. Wie betritt man den Raum, ohne sofort als „der, der schon wieder zu spät ist“ abgestempelt zu werden? Option eins: Leise reinschleichen und hoffen, dass niemand es bemerkt. Spoiler: Es bemerkt immer jemand. Option zwei: Eine glaubwürdige Entschuldigung liefern. Doch Vorsicht: „Der Hund hat meine Schuhe versteckt“ funktioniert nur ein einziges Mal. Option drei: Das Ganze offensiv mit Humor nehmen. Ein „Ihr glaubt nicht, was mir heute wieder passiert ist!“ in Kombination mit einer wilden, halb glaubwürdigen Geschichte kann Wunder wirken – oder zumindest für Lacher sorgen.

Dabei gibt es doch so viele kreative Ausreden. Klassiker wie „Der Wecker hat nicht geklingelt“ oder „Die Bahn hatte Verspätung“ sind zwar solide, aber auch ein bisschen langweilig. Richtig glänzen kann man erst mit der Extrameile: „Ich musste noch eine Katze von der Straße retten!“ oder „Mein Nachbar hat sich in der Tiefgarage eingeschlossen, und ich musste ihn befreien.“

Trotz allem bleibt die Frage: Warum ist das Zuspätkommen eigentlich so verpönt? Schließlich ist niemand perfekt. Vielleicht sollten wir weniger darüber nachdenken, wie pünktlich jemand im Büro erscheint, sondern mehr darüber, was er oder sie danach leistet. Die besten Ideen kommen schließlich oft erst, wenn man ein bisschen gehetzt ist.

Aber bis dahin bleibt der ewige Kreislauf bestehen: Zu spät, Entschuldigung murmeln, heimlich schwören, morgen früher aufzustehen – und das Ganze von vorn.

Und wer weiß? Vielleicht sind die Zuspätkommer ja die wahren Realisten unter uns. Denn während die Welt von Effizienz spricht, wissen sie: Manchmal ist es die Snooze-Taste, die das Leben lebenswert macht.

Nach oben scrollen